Was ist Autogenes Training?
Autogenes Training ist ein autosuggestives Entspannungsverfahren, mit dem eine tiefe sowohl körperliche wie auch seelische Entspannung erreicht werden kann. Mithilfe bestimmter Formeln lernen Sie, sich selbst in einen autogenen (griechisch: “autos” = “selbst”; “genos” = “üben”) Zustand zu versetzen – ähnlich der Selbsthypnose – und haben damit die Möglichkeit, körperliche und seelische Prozesse zu harmonisieren.
Das Autogene Training wurde in den 1920er Jahren von dem Berliner Nervenarzt Johannes Heinrich Schultz (1884-1970) entwickelt, basierend auf seinen unter Hypnose erzielten Heilerfolgen psychosomatischer Erkrankungen, wie kriegsbedingten seelischen Störungen und Ängsten, die mit den damals bekannten medizinischen Methoden kaum heilbar waren. J. H. Schultz erforschte eine Form der Selbsthypnose, mit der seine Patienten die Möglichkeit hatten, ihre Selbstheilungskräfte auch außerhalb der psychotherapeutischen Behandlung zu aktivieren und positiv zu beeinflussen. Im Jahre 1924 begründete J. H. Schultz die endgültige Form des Autogenen Trainings, das heute zu den bekanntesten und am besten erforschten Entspannungstechniken zählt.
Wie funktioniert Autogenes Training und wie wirkt es auf Körper und Geist?
Das von J. H. Schultz entwickelte Programm (Grundstufe) basiert auf der Erkenntnis der Wechselwirkung zwischen Körper und Geist. So können Gemütszustände körperliche Reaktionen auslösen, wie beispielsweise Angst jemanden erzittern lässt und unruhig macht. Gleichzeitig können sich körperliche Zustände auf die Emotionen auswirken, z.B. bewirken Unruhe und Zittern Angst bzw. gehen Gelassenheit und Ruhe im Körper mit dem Gefühl von Wärme und Wohlbefinden einher.
Beim Autogenen Training konzentrieren Sie sich durch das Sprechen (im Geiste) bzw. Denken definierter Formeln auf körperliche und geistige Vorgänge wie innere Ruhe, das Gefühl von Schwere und Wärme. Auf körperlicher Ebene kann dadurch eine tiefe Entspannung der Muskeln und des Gefäßsystems erreicht werden, was Verspannungen lindern bzw. vorbeugen, die Durchblutung fördern und das Immunsystem stärken kann. Auf geistiger Ebene können die Wahrnehmung und Konzentration gefördert werden, innere Ruhe und Gelassenheit stellen sich ein und Alltagssituationen lassen sich leichter bewältigen. Stressbedingte Symptome wie Schlafstörungen, Nervosität, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Prüfungsängste und Magen-Darm-Probleme lassen sich mithilfe des Autogenen Trainings mildern. Das Autogene Training kann medizinische und psychotherapeutische Maßnahmen begleitend unterstützen (nicht ersetzen).
Auch das eigene Unbewusste lässt sich bis zu einem gewissen Grad erreichen, so dass Geübte mithilfe selbstformulierter formelhafter Vorsätze, Denk- und Verhaltensweisen positiv beeinflussen können. Unser Verhalten wird stark durch Vorstellungen geprägt. Man denke nur an die Wirkung der Werbung, die uns täglich überall umgibt und wie wir uns immer wieder davon zu bestimmten Handlungen verleiten lassen. Der Mensch hat mithilfe der Vorstellungskraft die Möglichkeit, sein Verhalten und seine Einstellungen durch Imagination zu ändern. Auf dieser Fähigkeit basiert die Arbeit mit Vorsatzbildungen.
Wie lernt man Autogenes Training am besten?
Das Autogene Training ist eine Form der Selbstentspannung, die durch einen äußeren Anstoß – quasi eine Aufforderung an den Körper – aus dem eigenen Inneren erwächst. Am besten erlernt man das Autogene Training in einem Kurs, der den Teilnehmern einen zwanglosen Austausch von Erfahrungen und der Kontrolle des eigenen Lernerfolgs ermöglicht. Im Kurs begegnen Sie Menschen mit einer ähnlichen Zielsetzung und können beim Training auftretende Fragen oder Probleme in der Gruppe und mit dem Kursleiter besprechen. Außerdem bietet Ihnen ein Kurs einen geschützten Raum, in dem Sie den Alltag einmal außen vor lassen und sich ganz viel Zeit für sich selbst nehmen können.
Ist die Grundform des Autogenen Trainings erst einmal gelernt, stellt regelmäßiges Üben in Eigenregie einen wichtigen und hochwirksamen Beitrag zur Erhaltung der eigenen Gesundheit dar.